Das Kreuz des Schweigens: Historischer Roman (German Edition) by Burri-Bayer Hildegard

Das Kreuz des Schweigens: Historischer Roman (German Edition) by Burri-Bayer Hildegard

Autor:Burri-Bayer, Hildegard [Burri-Bayer, Hildegard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-20T22:00:00+00:00


Er musste seine Tochter in Sicherheit bringen und mit ihr das Kreuz, und er musste dafür sorgen, dass niemand erfuhr, wer sie wirklich war, bis der Kreuzzug vorbei war.

Das erste Mal seit Langem hatte er das Gefühl, das Richtige zu tun, was ihn mit tiefer Zufriedenheit erfüllte.

»Elysa kann hier nicht bleiben«, sagte er, an Gordon gewandt. »Bring sie nach Toulouse und richte meiner Gemahlin aus, dass es mein Wunsch ist, dass sie dort in ihrer Obhut bleibt, bis ich zurück bin. Niemand soll erfahren, dass sie meine Tochter ist.« Er sah den jungen Ritter direkt an. Sein Blick war eine stumme Warnung.

»Vergiss nicht, wer sie ist. Ich vertraue sie dir an, weil ich weiß, wie sehr du mir ergeben bist. Und nun lass mich für eine Weile mit meiner Tochter allein, damit ich mich von ihr verabschieden kann.«

Nachdem Gordon das Zelt verlassen hatte, wandte der Graf sich an Elysa.

»Vielleicht wäre es sicherer, wenn du mir das Kreuz überlässt.«

Elysa war zu verblüfft, um sofort zu antworten. Doch auch wenn sie nun wusste, dass dieser mächtige, düster wirkende Mann ihr Vater war, war er doch immer noch ein Fremder für sie. Sein Blick war zwar weniger gebieterisch als noch gerade zuvor, während er mit Gordon gesprochen hatte, aber das änderte die Situation zwischen ihnen nicht. Fast zärtlich ruhte er nun auf ihr. So als wollte er sich ihr Gesicht für immer einprägen.

Ein wenig verlegen hielt sie seiner Musterung stand. Wieder hatte jemand über ihr Schicksal entschieden. Sie hatte sich nicht dagegen gewehrt, weil dieser Jemand ihr Vater war und Väter nun einmal über das Los ihrer Töchter bestimmten. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, als sei ihr eine schwere Last von den Schultern genommen worden, weil ihr die Entscheidung, wohin sie als Nächstes mit dem Kreuz gehen sollte, damit abgenommen worden war. Oder freute sie sich einfach darüber, dass sie noch ein paar Tage länger mit Gordon verbringen durfte?

Der Graf hatte sich unmerklich vorgebeugt, und sie sah die Fältchen, die sich um seine Augen, seinen Mund und die Nasenwurzel herum eingegraben hatten, spürte die Schwermut hinter der Macht, die ihn umgab, während sie darüber nachdachte, was sie ihm antworten sollte.

»Ich werde deine Entscheidung respektieren, wie auch immer sie ausfällt.« Ein Seufzer begleitete seine Worte, der besagte, dass seine Geduld schon über Gebühr strapaziert worden war.

Der Gedanke, das Kreuz und die damit verbundene Verantwortung loszuwerden, war verlockend, doch noch ehe sie ihn zu Ende gedacht hatte, wusste sie, dass sie es ihrem Vater nicht überlassen konnte.

»Es wäre zu einfach«, sagte sie entschlossen. »Wenn Nicola gewollt hätte, dass Ihr das Kreuz bekommt, hätte er es Euch gegeben und nicht mir.«

»Und wenn ihm einfach die Zeit dazu gefehlt hat?«

»Dann ist es Schicksal.«

Der Graf atmete tief durch.

»Also gut. Ich habe dir mein Wort gegeben. Warte in Toulouse auf mich. Sobald das alles hier vorbei ist, werden wir gemeinsam den Ort aufsuchen, den dein Onkel ausgewählt hat.«

Sie wirkte eher erschrocken als verblüfft, ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, aber sie sagte nichts.

Raimund spürte, wie er es genoss, die Oberhand behalten zu haben, und sei es auch nur gegenüber seiner Tochter.



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